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"Börnsen - Ein Streit zwischen zwei homosexuellen Männern endete in einem Blutbad – die Polizei fand Leichen mit zwei Kopfschüssen."





"Ein Beziehungsdrama unter Homosexuellen mit tödlichem Ausgang erschüttert die Menschen in Börnsen: Ein 51-Jähriger hat seinen Liebhaber erschossen und sich anschließend selbst das Leben genommen. Tagelang ermittelte die Polizei nach den tödlichen Schüssen nahezu unbemerkt von den Nachbarn in dem Haus am Koppelweg, in dem sich die Tat wohl in der Nacht zum Montag ereignet hatte.


Nach bisherigen Ermittlungen der Polizei hatte sich der 51-Jährige, der als Untermieter im Dachgeschoss des Hauses am Koppelweg lebte, in der Vergangenheit öfter mit einem aus Serbien stammenden 20-Jährigen getroffen. „Der 20-Jährige bot sexuelle Dienstleistungen für Männer an“, berichtete am Freitag Günter Möller, der Sprecher der Lübecker Staatsanwaltschaft. Nachbarn erklärten, der 51-Jährige hätte in seiner Wohnung bis Ende 2011 mit einem festen Freund gelebt, doch immer wieder sei es zwischen den beiden Männern zu lautstarken Auseinandersetzungen gekommen. Die gipfelten schließlich im Auszug des Liebhabers. Seit dem hätte der 51-Jährige wechselnden Männerbesuch gehabt, heißt es.


So gelangte auch der 20-Jährige nach Börnsen. „Die Männer hatten nicht zum ersten Mal Kontakt, aber es gab zwischen ihnen auch keine andauernde Beziehung“, so Möller. Doch vermutlich war es genau diese Beziehung, die sich der Börnsener zu seinem jungen Liebhaber wünschte. Als der Serbe diese feste Beziehung ablehnte, kam es zu dem tödlichen Streit. Darauf deutet zumindest ein Abschiedsbrief hin, den die Ermittler bei den Leichen fanden. „Beide Männer hatten Kopfschüsse, und es sieht nach dem Bild am Fundort der Leichen und durch die Rechtsmedizin bestätigt so aus, als hätte der 51-Jährige zunächst den Jüngeren erschossen und sich dann selbst getötet“, sagte Möller. Obwohl der Tathergang eigentlich klar ist, starteten die Ermittlungsbehörden „das volle Programm“, so Möller. Mit Spurensicherung, Kriminaltechnik und Polizei. „Wir mussten genau prüfen, ob es sich nicht um ein Fremdverschulden handelt. Aber dafür gibt es bisher keine Hinweise.“ Woher der Schütze die Pistole hatte, ist unklar. Möller: „Da gibt es ein Dunkelfeld von Menschen, die eine nicht angemeldete Waffe besitzen.“


Das Ehepaar, das im Erdgeschoss ihres Hauses lebte und an den 51-Jährigen das Dachgeschoss vermietet hatte, ist nach den tödlichen Schüssen vorerst ausgezogen. Nachbarn berichteten, dass ihnen der 51-Jährige mit seiner Vorliebe für junge Männer schon aufgefallen war. „Er hat ständig bei uns angerufen und darum gebeten, dass unser 17 Jahre alter Sohn doch mal zu ihm kommen sollte, um ihm zu helfen“, sagte eine Nachbarin. Ihr Mann hatte daraufhin Kontakt zu dem 51-Jährigen aufgenommen und ihn aufgefordert, diese Annäherungsversuche zu unterlassen. Eine Anfrage bei der Polizei, wie man sich dem Mann mit seiner homosexuellen Neigung gegenüber denn verhalten solle, hätte keine Erkenntnisse gebracht, sagt sie.


Die Staatsanwaltschaft geht derweil davon aus, dass die beiden eingeleiteten „Todesermittlungsverfahren“ in den nächsten Tagen abgeschlossen werden. Weil sich der Mörder des 20-Jährigen selbst getötet hat, sei kein weiteres Verfahren nötig, heißt es.

 

Link zur Bergedorfer Zeitung: Mord und Selbstmord: Drama in Dachgeschosswohnung